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Heimaturlaub 2022

Heimaturlaub Rapperswil Curtihaus

Heimaturlaub 2022

Wir machen Heimaturlaub. Also Flug buchen und ab in die Schweiz. Dieser Heimaturlaub ist nicht einfach so weil uns langweilig ist. Nein, er hat im Grunde sogar zwei Ursachen… Ursachen hört sich so krass an. Gründe halt einfach. Es sind konkret zwei Hochzeiten. Einmal die Hochzeit von Claudias Tochter Carmen und dem künftigen Mann Alban und einmal von Claudias Cousine Jasmin und ihrem künftigen Mann Markus. Und nebenbei sind wir noch auf dem mexikanischen Konsulat und beantragen das Visum für die „Temporal Residencia“ in Mexiko.

Ab in die Schweiz für Heimaturlaub

Bevor wir losfliegen stehen Termine an. Damit wir nicht die Übersicht verlieren, machen wir eine Liste. An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass wir knapp einen Monat in der Schweiz sind. Ankunft in Zürich am 1. September, Hochzeit Jasmin am 2. September. Jetlag voll in den Knochen und bereits feiern. Das Programm ist gedrängt, vollgepackt um nicht zu sagen wahnsinnig. Jaja, wir Rentner haben mehr Termine als zu der Zeit, als wir noch gearbeitet haben.

Hochzeit Jasmin und Markus

Wir kommen beim Standesamt in Zürich rechtzeitig an haben wir ja noch Jetlag intus. Grosse Begrüssung aller Bekannten, Verwandten und Unbekannten. Das witzige an Hochzeiten ist ja, dass man plötzlich Menschen trifft die man sonst nie getroffen hätte. Irgendwann – so gegen 14 Uhr – darf die gesamte Gesellschaft in die Räume des Standesamtes eintreten. Die Dame welche die Trauung vornimmt begrüsst alle und weist darauf hin, dass das eine Bild an der Wand ein echter Chagall ist. Hmm… ich bin still… Nein ich sage nichts… Ouh, ich muss schweigen… Ok, ich sag jetzt doch was: „Ich möchte gerne den Code wissen um den Alarm abzustellen.“ rufe ich zur Standesbeamtin. Sie sagt, dass das nicht gehe. Kann ich also echt nicht verstehen. Also wirklich… 🙂

Das Gebäude des Standesamtes, also da wo das Standesamt drin ist, ist ein altes geschichtsträchtiges Gebäude mit einem wunderschönen Atrium. Das Stadthaus Zürich wurde eigentlich nur als Provisorium errichtet. Es wurde dann in zwei Ettapen in den Jahren 1883 und 1898 gebaut. Weitere Details und Fotos können bei Wikipedia entnommen werden.
Urheber Foto: Von Tiia Monto, CC BY-SA 3.0

Vom einen geschichtsträchtigen Haus zum anderen

Vom Stadthaus zieht dann die Gesellschaft langsam in Richtung Niederdorf. Das Niederdorf von Zürich hatte früher einmal einen zweifelhaften Ruf heute ist es aber Kult und Anziehpunkt. Und wo schlendern wir nun alle hin? Wir ziehen Richtung „Öpfelchammere“ – was soviel heisst wie Apfelkammer. Das Restaurant „Öpfelchammere“ hat eine noch ältere Geschichte als das Stadthaus. Es wurde vor rund 650 Jahren erbaut und der Name „Öpfelchammer“ kommt daher, dass die Nonnen des benachbarten St. Verena Klosters hier die Äpfel zum Dörren eingelagert haben. Wer mehr über das Gebäude wissen will findet hier den Link.

Die Weinstube Oeli

Einer der wohl ungewöhnlichsten Räume in der Schweiz. Hier ist ein Balken montiert. Dieser Balken hat eine eigene Geschichte. Früher – wir sprechen hier von rund 200 Jahren Studentengeschichte – haben die eben genannten Studenten ihre Zeit neben dem Lernen in der Oelistube, der ältesten Weinstube Zürichs verbracht. Der Name „Oeli“ ist eine Kurzform von ölen was eben nicht etwas mit dem Bearbeiten von Holz zu tun hat – naja, irgendwie schon. Ölen ist eine andere Bezeichnung für ziemlich viel trinken. Man ölt die Kehle damit der Gesang schmierig wird. Und der Balken, der grade mal tief genug von der Decke hängt dass eine Person sich durchzwängen kann, diente also während des ölens zu einer Mutprobe. Wer also mutig genug war, sich ohne Unterstützung über den Balken zu zwängen, oben hängen bleiben und Kopfüber ein Glas Wein austrinken konnte, durfte sich mit seinem Namen im Holz des gesamten Raumes verewigen. Diese Tradition gilt heute noch. Also los – auf zur Öpfelchammere.

Der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller soll hier in der Oeli ebenfalls seine Zeit verbracht haben. Denn ein Bildnis seines Portraits ziert die Wände. Ob er hier, bevor er seine Dichtungen und Gemälde gemacht hat, seine Ideen durch ordentliches ölen geholt hat?

Die Rosenstadt Rapperswil – meine Heimatstadt

Ja, hier bin ich aufgewachsen. Hier habe ich Schabernack gemacht. Hier bin ich zur Schule gegangen. Ja, die Reihenfolge der Aufzählung stimmt so. Die Stadt Rapperswil hat eine laaaange Geschichte. Für die Zeit der Pfahlbauern, Kelten und Römer müssen wir weitgehend ohne Wort und Schrift auskommen – hier sind Ausgrabungen und Funde wichtige Zeitzeugen. Der Fluss „Johanna“ (Jona) wird bereits im Jahr 834 erstmals in schriftlichen Quellen erwähnt. Rapperswil ist erstmals um 1220 urkundlich dokumentiert. Die Stadt wird als Rosenstadt bezeichnet, weil es einerseits zwei Rosen im Wappen hat und andererseits, weil mehrere Rosengärten in der Stadt zu finden sind. Ich werde hier das Wappen nicht publizieren weil in der Schweiz alles reguliert ist. Auch die Verwendung von einem Wappen. Die Behörden in der Schweiz müssen irgendwie eine Regulierungs-Neurose haben. Wer mehr wissen will, besucht einfach mal die Stadt-Website oder ruft Wikipedia auf.

Hochzeit Carmen und Alban

Und dann ist der grosse Anlass – der Hauptgrund warum wir in die Schweiz geflogen sind – die Heirat von Carmen und Alban. Die Feier findet in einer aussergewöhnlichen Lokation statt. Es ist die Baumschule Kunz in Uster. Hier treffen wir uns alle – alle die helfen die Lokation aufzubauen beziehungsweise zu dekorieren, Tische bereitstellen, Altar vorbereiten etc. Es werden rund 70 Gäste erwartet. Die Stimmung ist fröhlich, ausgelassen. Gut so – Lachen ist gesund. Claudia ist natürlich sehr stolz auf ihre Tochter und freut sich bereits seit Wochen über diese Feier. Es helfen alle gemeinsam das Gewächshaus in ein Festhaus umzuwandeln.

Die Hochzeitsfeier

Die Gäste treffen zeitig ein. Nach und nach vergrössert sich die Gesellschaft und es warten bald alle auf Braut und Bräutigam. Und da kommen sie – also erstmals nur Alban. Er begrüsst alle. Nach einer Weile des Handschüttelns macht er sich bereit vor alle zu treten und wartet geduldig auf die Braut. Die Stimmung ist fröhlich, es wird gelacht, geplaudert, Witze gemacht. Und nun fährt das Auto vor mit der Braut – chauffiert von Markus, dem Vater vom Carmen.

Das Brautpaar setzt sich auf die Bank und lauscht nun den Worten von Markus – heute Padre Markus. Beim Betrachten und Fotografieren der Hochzeit drängen sich mir ein paar Gedanken auf. Schon verrückt wie und was wir erlebt haben. Ich habe Michael und Carmen kennengelernt, da waren die beiden noch Kinder – Michael war 12 und Carmen 10 Jahre alt. Ich habe beide nie als meine Kinder betrachtet, dass ist der Job von Markus uns Claudia. Dennoch bin ich sicher, dass ich die beiden auf irgendeine Art „miterzogen“ und geprägt habe. Markus habe ich als einen unglaublichen Vater kennen und schätzen gelernt. Claudia ist eine wundervolle Frau und kann mir keine bessere Hälfte vorstellen als sie. Und jetzt sind wir hier alle beisammen und Carmen heiratet. Überwältigend.

Wir sind auf dem mexikanischen Konsulat

Was machen wir in der Schweiz auf dem mexikanischen Konsulat? Nein, hier gibt es keine Tacos, keine Mole – nur Papiere. Wir sind nämlich hier weil wir die temporäre Residenz für Mexiko beantragen wollen. Das haben wir in Belize bereits versucht zu beantragen. Das hast damals nicht geklappt, weil an Weihnachten arbeiten die Behörden ja nicht. Dann haben wir es in Guatemala versucht. Wir hatten einen Termin auf dem mexikanischen Konsulat und alle Papiere die es braucht mit dabei. Der Antrag wurde abgelehnt mit der Begründung, wir sollen in unser Heimatland und den Antrag da nochmals stellen. Und so sind wir also hier in Bern und stellen erneut den Antrag für die temporäre Residenz. Nach zwei Stunden Interview und Wartezeit haben wir das Visum also in der Hand – geschafft. Juhee, wir sind jetzt Temporär-Mexikaner. Nun heisst es innerhalb von 6 Monaten wieder in Mexiko einreisen und ab Einreisedatum haben wir 30 Tage Zeit, die Identitätskarte zu holen. Das ist der Hauptgrund, warum wir nur für kurze Zeit in der Schweiz auf Heimaturlaub waren. Also – back to Mexiko.

Fazit

Ja, die Schweiz ist schön. Ein sehr grünes Land mit schöner Landschaft und relativ stabiler Politik. Dee Schweiz ist, auch für Schweizer, saumässig teuer. Ich bin froh in der Schweiz geboren und aufgewachsen zu sein. Ich – Thomas – muss jedoch eingestehen, dass ich erschrocken bin beim Besuch in der Schweiz. Erschrocken daher, dass der Schweizer unentwegt in der Hektik ist. Sei das beim Autofahren, beim gehen auf den Strassen oder spazieren im Wald. Sogar beim Sprechen. Der Schweizer redet teilweise so schnell, dass die Zunge mechanisch beinahe nicht nachkommt. Stellt euch mal einen Knopf in der Zunge vor wegen hektischen Gebabbel. Auch lacht der Schweizer sehr wenig. Die Gesichter auf der Strasse gleichen zombieähnlicher Mimik. Verzerrt, verbissen, Mundwinkel nach unten ziehend… schon krass. Und seit 2020 dünkt mich die Gesellschaft noch verbitterter. Und der Schweizer sieht meist nur das Schlechte. Findet sogar im Alltag Ausdruck. Wenn man einen Schweizer die Frage stellt: „Wie geht es dir?“ antwortet er: „Nicht schlecht.“ Doppelt negativ.

Wir sind Claudia und Thomas und möchten mit unserem Blog und unseren Tipps Anregungen geben und die Fantasie ankurbeln.

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