Ein grosser Wechsel steht bevor
Wir wechseln unseren Lebensstil. Und es ist ein grosser Wechsel, ein in vielerlei Dimensionen grosser Wechsel. Also was genau wechseln wir.
Von Land auf die See
Wir haben den Duro 2015 gekauft, umgebaut während 2,5 Jahre vom Militärfahrzeug zum Wohnmobil. Am 1. August 2018 starteten wir unsere Erkundungsreise der Welt. Wir haben also bereits damals schon unseren Lebensstil geändert. Vom sozial und gesellschaftlich akzeptierten Arbeitsleben hinaus zum unsicheren, nicht einträglichen Reiseleben. Wir haben es bis heute keine einzige Sekunde bereut.
Mit dem Duro haben wir unzählige Strassen, Dörfer, Städte und Landschaften befahren. Die Dörfer und Städte haben wir nie gezählt. Insgesamt waren es jedoch 115’798 Kilometer die wir gefahren haben. Wir haben mit dem Duro 14 Länder befahren. In den USA haben wir 24 Staaten durchfahren und erkundet.
Ja, wir haben viel erlebt mit dem Duro. Von der stillen Sahara Wüste bis zum Stoppen des Kartells in Sinaloa, Mexiko – wir haben echt viel erlebt. Schöne farbenfrohe Städte und Dörfer in Mexiko und Guatemala zu Wüsten in Arizona, Texas, Utah, Nevada bis zu dichten Wäldern in Quebec, Ontario, Neufundland.
Wir haben gefroren in Durango, Colorado und Sedona, Arizona und sind beinahe verflossen vor Hitze in Lake Havasu City, Arizona bei 53,3 Grad Celsius am Tag und 44 Grad in der Nacht sowie bei 3 Monaten 45 Grad in der Baja California Sur am Tag. Ohne Klimaanlage – nur mit einer sagenhaft guten Standheizung von Eberspächer.
Und dann kam der Moment
Wir haben ein Inserat gesehen eines Katamarans. Eine Eignerversion, 44 Fuss lang, stabil, nicht zu alt, preislich ein wenig über dem was wir uns wirklich vorgestellt haben. Wir haben dennoch einen Termin für eine Besichtigung vereinbart. In Oriental, North Carolina. Zu diesem Zeitpunkt waren wir in Denver, Colorado.
Beim Besuch in Oriental, NC, hat uns der Broker vorab jedoch mitgeteilt, dass er nicht anwesend sein kann bei der ersten Besichtigung des Katamarans. Jedoch haben sich die Besitzer des Bootes angeboten, uns den Katamaran zu zeigen. Und mit Sicherheit war dies das Beste was uns geschehen konnte.
Wir treffen Misto
Wir treffen Howard im lokalen Café „The Bean“ und fahren von da zum Dock wo der Katamaran steht. Wir schlendern durch den kleinen Wald auf dem privaten Grundstück auf das Dock. Wir kommen aus den Büschen auf das Dock und da steht sie – Misto. Das ist der aktuelle Name des Schiffes. Howard und Ros zeigen uns das gesamte Schiff. Wir fassen den Innenausbau an. Haptisch und optisch genau das was wir gesucht haben. Und suchen tun wir bereits seit Jahren.
Die Erstbesitzer bieten uns dann noch an, am nächsten Tag einen kurzen Törn zu machen. Wir überlegen nicht lange und so treffen wir uns am Sonntag zu einer kurzen Fahrt. Nachdem wir rund eine Stunde draussen waren, umringt uns eine Delfinschule mit rund 30 Tieren. Das haben selbst Howard und Ros noch nicht erlebt im Neuse River. Und das Bild von Delfinen an der Salontür wird durch diese Begegnung noch unterstützt. Wir sind begeistert.
Zunächst verabschieden wir uns von den beiden erfahrenen Seglern und versprechen, dass wir ihnen unseren Entscheid für den nächsten Schritt in Kürze bekannt geben werden. Der nächste Schritt wäre, entweder zurücktreten von weiterem Interesse oder einen Survey ausführen lassen. Doch wir benötigen dazu ein paar Tage. So erkunden wir die Gegend um Oriental und fahren nach Morehead City und Beaufort.
In Beaufort wollen wir das Maritime Museum besuchen. Sehr interessant was hier alles an Seefahrtgeschichte zu erfahren ist. Und es gibt eine riesige alte Bibliothek im hinteren Teil des Gebäudes. Hierin steuere ich, Thomas, einfach mal geradeaus auf ein Regal zu. Vor mir präsentiert sich die Abteilung der Bücher zu den Meeresbewohnern. Ein Buch sticht mir dabei ins Auge. Der Autor des Buches ist weltbekannt – Jacques Cousteau. Der Name des Buches „Dolphins“. Ein Gedanke jagt mir durch den Kopf. Von Cousteau habe ich als 10 oder 12 Jähriger ein Buch gehabt mit dem Titel „Delfine“. Ich nehme das Buch aus dem Regal – keine Ahnung ob das erlaubt ist in dieser antiken Bibliothek. Ich schlage das Buch auf und was sehe ich? Das absolut identische Bild auf der ersten Innenseite welches in meinem Delfinbuch damals an gleicher Stelle war. Ich blättere weiter. Alle Bilder 100 Prozent identisch mit meinem Jugendbuch. Es ist dasselbe Buch. Nach über 4 Jahrzehnten halte ich mein allererstes Buch in Händen das ich je gelesen habe. Das sind zuviele der Zufälle. Das Schiff soll im Namen sowas haben wir Delfin.
Und so kommen Claudia und ich überein, dass wir den nächsten Schritt einleiten werden – die Prüfung des Schiffes. Wir suchen einen Surveyor, einen Termin und eine Marina, welche das Schiff aus dem Wasser heben kann, damit das Unterwasserschiff ebenfalls begutachtet werden kann.
Survey, Sea Trial, Haul out
Der Tag ist da und wir treffen uns mit dem Surveyor, dem Broker sowie Howard beim Steg wo Misto – so heisst das Schiff zu der Zeit noch – einer Begutachtung unterzogen wird. Eine solche Begutachtung beinhaltet 3 Schritte. Der Surveyor forscht in jeder erdenklichen und zugänglichen Ecke des Schiffes nach Rissen, Schrammen, Lecks, Reparaturen, Rost, Undichtigkeiten, technischer Mängel oder eben keines solcher Dinge.
Der zweite Schritt ist ein Haul out. Das bedeutet, dass das Schiff aus dem Wasser gehoben wird um das Unterwasserschiff auf Blasen, Lecks, Löchern, Schäden zu untersuchen.
Der dritte Schritt ist ein Sea Trial was bedeutet, dass das Schiff unter Motorlast und Segel getestet wird und ob das stehende und laufende Gut (Takelage, Seile, Leinen, Rollen, Motoren, Saildrives etc.) funktioniert. Der Sea Trial ist in der Regel eine Stunde andauernd. Da wir jedoch von Oriental zum Haul out nach New Bern fahren müssen, ist der Sea Trial ein rund drei-stündiges Unterfangen was ein absolut toller Test ist für Motoren und Segel. Sofern Wind ist.
Nach dem Haul out und Survey fahren wir zurück nach Oriental. Beim Parkmanöver kracht es heftig am Portende. Wie Howard uns sodann mitteilt, scheint etwas mit dem Portmotor, Saildrive nicht richtig. Wir können grade noch mit einem Motor am Dock anlegen. Motorraum auf, kontrollieren. Oberflächlich und optisch keine Mängel zu erkennen.
Howard verspricht sich der Sache anzunehmen und zu untersuchen. Steve, der von uns beauftragte Surveyor verspricht uns den Survey Report innert weniger Tage zuzustellen. Und wir müssen zurück nach Denver fliegen, denn da steht unser Duro. Nach einem Tag bereits hat Howard die Ursache gefunden. Die Schraube – also der Propeller – auf der Portseite (das ist links) hat sich während des Manövers verabschiedet. Ist abgefallen. Plopp – einfach so. Howard besorgt einen neuen Propeller und wir erhalten den Survey Report. Derweil wieder in Denver beim Duro, ist der Entscheid im Grunde bereits gefallen. Wir sagen Howard zu, Misto zu kaufen.
Von Denver nach Oriental
Da wir nun zugesagt und die Anzahlung geleistet haben, müssen wir nun mit dem Duro von Denver, Colorado nach Oriental, North Carolina fahren. Und ein Duro ist bekanntlich kein Porsche. Wir sind folglich immer noch die langsamsten auf der Interstate. So entscheiden wir uns, wenn möglich, keinen Interstate zu fahren sondern über Land und noch was zu sehen von der Gegend. Die Strasse läuft parallel zur Interstate 70. Von Denver in Richtung Osten findet sich erstmals nichts ausser Fläche und Wüste. Irgendwann sehen wir vor uns das Staatsschild „Willkommen in Kansas“. Wir werden also den gesamten Staat Kansas von West nach Ost durchfahren. Hierüber gibt es nicht viel zu berichten. Die aufregendsten Momente waren, wenn nach rund 60 Kilometer geradeaus fahren, eine leichte Kurve kommt. Auf keinen Fall zu schnell fahren – wegen der Fliehkräfte – diese können uns aus der Kurve hinaustragen. Hahahahaha….
Wir streifen noch kurz den Staat Missouri und fahren nach Arkansas rein. Viele Europäer sprechen den Namen dieses Staates so aus, wie er geschrieben wird. Wir Schweizer sogar mit dem „ä“ drin. Also „Arkänsäs“. Hihi… Nein, der wird „Arkansaw“ ausgesprochen. Weiter geht es nach Tennessee rein. Und hier besuchen wir das Haus von Elvis Presley – das ist ein Muss als alte Presley-Fans. Und es ist eindrücklich. Man glaubt fast, Elvis‘ Anwesenheit noch zu spüren – mystisch. Weiter quer durch Tennessee. Bald einmal erreichen wir North Carolina im Westen und fahren durch diesen Staat.
Wir erreichen Oriental am 16. August 2024 mit dem Duro. Genau zu rechten Zeit – zum Termin für den zweiten Haul out denn der bestellte Propeller soll wieder montiert werden und ein paar kleinere Unterwasserschiff arbeiten können sogleich erledigt werden. Claudia und ich arbeiten am Unterwasserschiff das gesamte Wochenende durch. Dann geht Misto wieder zurück ins Wasser und wir tuckern wieder nach Oriental. Später holen wir den Duro nach und wir dürfen auf dem Grundstück der Besitzer hier stehen bis wir den Duro verkauft haben.
Wir verkaufen den Dubu
Alle Daten zum Verkauf des Duros sind gesammelt und wir inserieren kräftig. In der lokalen Zeitung, in der lokalen News-Webseite www.towndock.net. Und so ergeben sich ein paar Kontakte bzw. Interessenten und schlussendlich einen Käufer unseres Duros. Der Duro ist jetzt in Whistler, BC, Kanada und erfreut seinen neuen Besitzer.
Vorstellung trifft Realität
So haben wir uns das gewünscht. Wir haben uns vorgestellt, dass wir mit dem Duro direkt neben das Schiff fahren können und von da unser Hab und Gut ins Schiff transportieren. Ja, so ganz dicht neben dem Schiff konnten wir nicht parkieren. Aber der Steg vom Parkplatz zum Schiff ist ja nicht weit – 50, 60 Meter und wir können bequem unsere Sachen aus dem Duro ins Schiff tragen. Wünsche gehen doch in Erfüllung. Mann o Mann – wir haben 3 Tage lang Waren vom Duro ins Schiff getragen. Wer hätte gedacht, was wir alles im Duro unterbringen können. Krass.
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